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  • Kinga Schierstaedt - Projektkoordinatorin für ACN in Afrika. Bild: Kirche in Not (ACN)
  • Pater Francis und Pater Joseph, die vor dem Krieg im Sudan fliehen mussten und nun in der Pfarrei St. Kitizo in der Diözese Wau sind. Bild: Kirche in Not (ACN)
  • Die sudanesische Flagge: Rot, Weiß, Schwarz und Grün werden als panarabische Farben bezeichnet und stehen für arabische Einheit und Unabhängigkeit. Bild:Kirche in Not (ACN)
  • Bombe landet in einem Haus in Dar Mariam, Khartoum, Sudan. Bild: Kirche in Not (ACN)
  • Bombe landet in einem Haus in Dar Mariam, Khartoum, Sudan. Bild: Kirche in Not (ACN)

Sudan: Ein Jahr Krieg lässt das Land ohne Seminaristen zurück

Seit einem Jahr tobt der Krieg der Generäle in einem ohnehin bereits sehr geschwächten Land. Die Bevölkerung leidet zutiefst, und die kleine christliche Gemeinde ist auf ein Minimum geschrumpft.

„Ich fordere die Kriegsparteien erneut auf, diesen Krieg zu beenden, der den Menschen und der Zukunft des Landes so viel Schaden zufügt. Beten wir, dass bald Wege des Friedens gefunden werden, um die Zukunft des geschätzten Sudan aufzubauen“, bat Papst Franziskus inständig beim Angelusgebet am 18. Februar 2024.

Seit dem 15. April 2023 finden heftige Kämpfe zwischen der sudanesischen Armee unter dem Kommando des derzeitigen Übergangspräsidenten General Abdel Fattah al-Burhan und den Rapid Support Forces (RSF), einer paramilitärischen Gruppe unter der Führung von Vizepräsident Mohammed Hamdan Dagalo, alias Hemedti, statt. Diese beiden Protagonisten hatten gemeinsam die Übergangsregierung gestürzt, die nach der Vertreibung von Diktator Omar al-Bashir im Jahr 2019 gebildet worden war. Unmittelbar nach dem Sturz des Diktators hatten sich die beiden Kampfgefährten über die Themen der Integration der RSF in die reguläre Armee und die Verteilung der Reichtümer des Landes zerstritten. Der Sudan ist faktisch der drittgrößte Goldproduzent Afrikas und Hemedti besitzt mehrere Goldminen im Norden. Was seinen neuen Widersacher betrifft, so steht dieser in Verbindung mit der Armee, welche eine große Anzahl an Immobilien und Geschäften aller Art besitzt. Die Armee wiederum zögert, diese an eine zivile Regierung abzutreten, die sich ihrer Kontrolle entzieht.

Da keine der beiden Seiten nachgibt, sieht die Zukunft düster aus. Der „Krieg der Generäle“ führt zum langsamen Tod der sudanesischen Bevölkerung. Die jüngsten offiziellen Zahlen sprechen von mehr als 13 900 Toten und 8,1 Millionen Vertriebenen, von denen etwa 1,8 Millionen außerhalb des Landes leben. „Angesichts der Intensität dieses Krieges fragen sich viele vor Ort, wie die beiden Seiten nach einem Jahr Kampf über so viele Waffen verfügen können und wer sie finanziert“, so Kinga Schierstaedt, Projektleiterin für den Sudan des internationalen Hilfswerks Aid to the Church in Need (ACN). Die Bevölkerung verhungert und verdurstet, während dieser Konflikt von einem Großteil der internationalen Gemeinschaft völlig vergessen wird.

Die Kirche vor Ort wiederum ist auf ein Minimum reduziert: „Vor dem Krieg machte sie zwar nur fünf Prozent der Bevölkerung aus, aber sie wurde geduldet und konnte ein paar Krankenhäuser und Schulen betreiben – auch wenn sie nicht über ihren Glauben sprechen durfte“, erklärt Kinga Schierstaedt. Nach dem Sturz von Omar al-Bashir gab es einige Verbesserungen in Bezug auf die Religionsfreiheit, und die Strafen nach dem Scharia-Strafgesetzbuch wurden abgeschafft. Zu diesem Zeitpunkt konnte ACN unter anderem die Finanzierung und den Import einer Hostienbackmaschine für die Diözese El Obeid ermöglichen was in den Jahren zuvor undenkbar gewesen wäre, so Kinga Schierstaedt weiter. Doch die Öffnung sei nur von sehr kurzer Dauer gewesen.

Selbst als Minderheit war die Kirche immer ein „sicherer Hafen“ für die Bevölkerung, und viele Menschen strömten zu Beginn des Krieges wie selbstverständlich in die Kirchen. Nun wird aber selbst dieser Zufluchtsort brüchig. Viele Missionare und Ordensgemeinschaften mussten das Land verlassen, Pfarreien, Krankenhäuser und Schulen haben ihre Arbeit eingestellt. Das Propädeutikum in Khartum, in dem sich die Studenten ein Jahr lang auf ihre Priesterausbildung vorbereiten, musste seine Pforten schließen. Glücklicherweise konnten einige Seminaristen, denen die Flucht gelang, ihre Ausbildung in der Diözese Malakal im benachbarten Südsudan fortsetzen. Erzbischof Michael Didi von Khartum, der sich zum Zeitpunkt des Kriegsausbruchs in der Stadt Port Sudan an der Küste des Roten Meeres aufhielt, konnte nicht in seine Stadt zurückkehren. Bischof Tombe Trile aus der Diözese El Obeid musste in die Kathedrale „umziehen“, weil sein Haus teilweise zerstört worden war. Viele Christen sind zu Fuß oder über den Nil geflohen und haben sich in Flüchtlingslagern niedergelassen, in denen das Überleben ein täglicher Kampf ist.

Heute wird selbst die Existenz der Kirche im Sudan in Frage gestellt. „Doch obwohl der Krieg weitergeht, kann er das Leben nicht auslöschen“, betont einer der Projektpartner von «Kirche in Not (ACN)» im Land. „In der Osternacht gab es in Port Sudan 16 Taufen und in Kosti wurden 34 Erwachsene gefirmt! Wir müssen die Hoffnung inmitten der Finsternis bewahren.“

Auch im Südsudan ist die Kirche sehr aktiv, indem sie Flüchtlingen aus dem nördlichen Nachbarland zur Seite steht, und – auch dank der Unterstützung von «Kirche in Not (ACN)» – sudanesischen Seminaristen die Möglichkeit bietet, ihre Ausbildung fortzusetzen. „Ich bin gerade aus dem Südsudan zurückgekehrt, der mit dem benachbarten Sudan dieselbe Bischofskonferenz teilt“, so Kinga Schierstaedt, „und war beeindruckt, wie viel Energie manche Priester, die selbst Flüchtlinge sind, in die Katechese ihrer neuen Pfarrei und in die Unterstützung anderer Flüchtlinge stecken. Die Kirche im Südsudan hilft schon jetzt den sudanesischen Christen, sich auf die Zeiten des Friedens vorzubereiten.“